ganzes Leben lang verschmähte und verachtete, wäre jetzt ein königliches Mahl. Alleine der Gedanke an eine warme Mahlzeit füllt meinen Mund mit Wasser und ich muss es in großen Portionen hinunterschlucken.
Vor meinen Augen sehe ich eine Bauernfamilie mit fünf oder eher acht Kinder, die mit freudiger Erwartung und großen, glänzenden Augen das Festmahl aus Kartoffeleintopf, Dörrfleisch und frisch gebackenem Brot herbeifiebern und den dampfenden Kessel keinen Augenblick aus den Augen verlieren. Einen Bauern, der das Brot bricht und verteilt. Mein Gott jetzt sehe ich auch noch die Bäuerin, die jedem einen vollen, dampfenden Holzteller, auf den Tisch stellt. Eine warme Mahlzeit: mein Traum.
Wieder schlucke ich das Wasser in meinem Mund hinunter, dieses Mal aber bedeutend bedrückter.
Ich reiße mich aus den traurigen Gedanken los und öffne oder besser stelle die Haustüre zur Seite und betrete seit Wochen das erstemal wieder ein von Menschenhand gebautes Haus.
Das erste Knacken der Bodenbretter empfinde ich als derart unnatürlich, dass ich sofort erschreckt zurücktrete und es mir erst im zweiten Anlauf gelingt den Raum zu betreten.
Ich erwarte einen muffigen Geruch, aber hier ist die Luft genauso frisch wie draußen, was mich nach weiterer Überlegung auch nicht wundert. Die zerstörten Fenster sorgen für eine mehr als ausreichende Luftzufuhr. Den einzigen Geruch, den ich aufnehme ist der feuchte, aber nicht faulige des immer noch vom Regen nassen Holzes.
Der rohe Fußboden ist in ausgezeichnetem Zustand. Offensichtlich ist das Dach im großen und ganzen dicht. Ein Blick nach oben zeigt mir nur wenige, durchscheinende Stellen. Ich hätte nie gedacht; ein Holzdach würde dicht halten, während Türscharniere aus Eisen, aus ihren Verankerungen rosten.
Ich denke an den alten, aber trotzdem nicht weniger überflüssigen, dummen Spruch: »Man lernt nie aus.«
Links von mir, Richtung Westen, gibt es ein offenes Regal, in dem unter Bergen von Laub und Spinnweben ordentlich mehrere Krüge, Schüsseln und Teller gestapelt sind. Darunter finde ich - mein Entdeckerdrang ist kaum noch zu bremsen - einen riesigen, über und über mit grüner Patina bedeckten, Kupferkessel. Der Kessel, der früher
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